Vorgeschlagen von ...
Irene Schindel, 2022:
„Gründe, Christa Braun-Schindel als ‚Leuchtendes Vorbild‘ vorzuschlagen, sind ihre enormen Einbringungen in vielfältige soziale Belange in Rüsselsheim. Eines ihrer größten sozialen Engagements war ihre Mitarbeit bei der Gründung des Ausbildungsverbundes Metall 1979 mit dem damaligen Bürgermeister Gerhard Löffert. Es war Christa Braun-Schindel ein großes Anliegen, sozial benachteiligten Menschen, besonders Jugendlichen, Lebenshilfen zukommen zu lassen. Hier zu organisieren, zu helfen, Gespräche mit den Eltern und den Jugendlichen zu führen, war ihre absolute Berufung. Sie schrieb Konzepte, verhandelte und sprach mit Politikern. Ein großer Grundstein war gelegt, der Ausbildungsverbund Metall konnte an den Start gehen und wurde in den letzten Jahren vielfältig weiterentwickelt. Nach der Gründung des Ausbildungsverbunds Metall war Christa Braun-Schindel ab 1986 in der Jugendarbeit und Jugendbildung tätig, unter anderem in der hessischen Jugendbildungsstätte Dietzenbach.“
Gerhard Löffert, 2022:
„Christa Braun-Schindel war eine überragende Persönlichkeit, die ihren Intellekt mit Warmherzigkeit und sozialem Engagement verband und sich bleibende Verdienste für eine ganze Generation von jungen Menschen in Rüsselsheim sowie im ganzen Kreis Groß-Gerau erworben hat, die ohne sie kaum eine Zukunftschance und die Realisierung eines würdigen Lebens in unserer Gesellschaft gehabt hätten. […]
In den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde unser Land von einer großen Jugendarbeitslosigkeit geplagt. Betroffen waren insbesondere junge Menschen aus den sozial schwachen Schichten der Gesellschaft. Es wurden berufsfördernde Lehrgänge eingerichtet, aber sie halfen nicht wirklich. Bald zeigte sich, dass die jungen Menschen nur eine Weile gut aufbewahrt wurden, aber ohne Bildungsabschluss anschließend wieder auf der Straße standen. Das wollten die Betroffenen, Lehrer, Sozialarbeiter und die Eltern nicht länger hinnehmen. In Rüsselsheim bildete sich eine Schüler-Lehrer-Elterninitiative, die eine außerbetriebliche Ausbildungsstätte forderte, an der die jungen Leute einen regulären Hauptschulabschluss und gleichzeitig einen Berufsabschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf erwerben können sollten. Die Initiative baute einen öffentlichen Druck auf, dem sich kaum eine Institution entziehen konnte.
Ideengeberin und treibende Kraft war Christa Braun-Schindel. Sie lieferte auch die wissenschaftlichen Grundlagen, auf denen sich eine vorher kaum denkbare Allianz auf eine Außerbetriebliche Werkstätte einigen konnte: Die Städte Rüsselsheim, Raunheim und Kelsterbach, der Kreis Groß-Gerau, die Industrie- und Handelskammer Darmstadt, die Bundesanstalt für Arbeit, das Land Hessen und das Bundesministerium für Wissenschaft und Bildung sowie – ganz entscheidend – die Adam Opel AG. Im Jahre 1979 wurde die Lehrwerkstatt eröffnet – ein Millionenprojekt. Zuerst als Modellversuch auf Zeit konzipiert, existiert der AVM noch heute unter dem Dach der Riedwerke und entfaltet sein segensreiches Wirken. Begleitet wurde alles wissenschaftlich von der Universität Kaiserslautern. Das Modell wurde bundesweit zum Vorbild. Bereits der erste Ausbildungsjahrgang zeigte eine Erfolgsquote von 95 %. So ging es –unter Ausweitung der Lehrberufe – weiter. Dargestellt hat Frau Braun Schindel die Entwicklung des Ausbildungsverbundes Metall in einer 270 Seiten umfassenden Diplomarbeit, die sie 1979 an der Universität Frankfurt einreichte. Man sagt, der Erfolg habe viele Väter. In diesem Fall hat er eine Mutter: Christa Braun Schindel.“