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Leuchtende Vorbilder

Ilse Stieglitz, 1929 – 2013

Porträtzeichnung von Ilse Stieglitz

Vorgeschlagen von ...

Christa Tzanov-Heil (2019):

„Als ‚leuchtendes Vorbild‘ schlage ich Frau llse Stieglitz vor. llse Stieglitz ist in jeder Hinsicht ein Beispiel für unsere heutige Zeit. Konsequent, ehrlich, unangepasst, sozial engagiert, misstrauisch gegenüber jeder festgefügten Ideologie, so engagierte sich llse Stieglitz lebenslang in vielfältigen Initiativen. llse Stieglitz wurde am 13.04.1929 in Rothenhaus (heutigen Cerveny Hradek, Tschechien) als llse Wiek geboren, von dort gelangte sie über Klösterle an der Eger mit Hilfe ihres Onkels, einem Weggefährten Willy Brandts, nach der Ausweisung aus Tschechien ins Exil nach Schweden. Anfang der 50er Jahre kam llse Stieglitz nach Deutschland zurück, legte in Nürnberg ihr Abitur ab und beendete ihre Ausbildung als Fremdsprachenkorrespondentin, gründete eine Familie und gelangte über München/Schwabing nach Rüsselsheim. In der Thüringer Straße war die Familie Stieglitz eine der ersten Familien im Dicken Busch. llse Stieglitz engagierte sich im Bürgerausschuss Dicker Busch, dessen Ziel es war die noch mangelhafte Infrastruktur im neu entstandenen Stadtteil zu verbessern. 1977 folgte die Gründung der Freien  Wählergemeinschaft (FWG-Rüsselsheim), die die verkrusteten Strukturen in Rüsselsheim aufbrechen wollte. Als Mutter von vier Söhnen wirkte llse Stieglitz zunächst eher im Hintergrund, stellte sich dann aber 1982 zur Wahl als Stadtverordnete und wurde ins Stadtparlament gewählt. Die Eröffnung des Jugendhauses Dicker Busch ist nicht zuletzt auf Ihr Engagement zurückzuführen.

1979 war llse Stieglitz Mitbegründerin des Frauenhauses in Raunheim und förderte die damit verbundene öffentliche Diskussion über Gewalt in der Ehe.

Als Schöffin am Groß-Gerauer Amtsgericht, als Mitglied des Vereins "Pro Asyl", im "Verein deutsch-ausländische Solidarität" und in der Seniorenvertretung setzte sich llse Stieglitz konsequent und resolut für die Gemeinschaft und für soziale Gerechtigkeit ein.

Ganz „nebenbei" arbeitete sie viele Jahre im Sekretariat des Fachbereichs physikalische Technik an der Fachhochschule Rüsselsheim und wusste, wie man sich für die Studenten/innen einsetzt. Nach Abschluss Ihrer beruflichen Tätigkeit erfüllte sich die umtriebige Alte - die Bezeichnung Seniorin lehnte Sie lebenslang ab - ihren langgehegten Wunsch und nahm das Studium der Skandinavistik in Frankfurt auf. Der Flugzeugabsturz des Cinema-Concetta-Filmteams 1991, bei dem Ihr zweitältester Sohn Klaus ums Leben kam, war einer der schwersten Schicksalsschläge im Leben von llse Stieglitz. Um die Trauer zu bewältigen, gründete Sie mit anderen Betroffenen die Cinema-Concetta-Filmförderung und gemeinsam riefen sie die Rüsselsheimer Filmtage ins Leben, die dieses Jahr zum 26. Mal veranstaltet werden. Zur Kommunalwahl 2011 ließ llse Stieglitz verlauten: ‚Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es irgendwann doch noch gelingt, dasverlorene soziale Gewissen der SPD wieder zu finden.‘ Ein Thema, an dem sich die heutige SPD noch abarbeitet. Bis zu Ihrem Tod begleitete llse Stieglitz das politische Geschehen in Rüsselsheim mit der ihr eigenen kritisch-solidarischen Art. Zuletzt engagierte sie sich aktiv in der Bürgerinitiative zum Erhalt des Opel-Altwerks.

llse Stieglitz verstarb im März 2013 im Alter von 83 Jahren. Durch ihr soziales Engagement, ihre Liebe zu den Menschen und zum Frieden, sowie dem unentwegten Bestreben nach Gerechtigkeit ist llse Stieglitz als ‘leuchtendes Vorbild‘ hervorragend geeignet.“

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