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Stadt

15. Sep 2024 | bis 19. Januar 2025

Ausstellung: Deep Distance Tender Touch

Lena Henke, The mind is like an umbrella Its most useful when open (Saftpresse), 2022

Veranstaltungsinformationen

Datum und Uhrzeit

15. Sep 2024 | bis 19. Januar 2025

Filme, Skulpturen, Installationen und Bilder – vielfältig sind die Leihgaben aus bedeutenden Museumssammlungen und Künstlerateliers, die der in Frankfurt lebende Künstler Jochem Hendricks und die Kuratorin Dr. Beate Kemfert zur Ausstellung »Deep Distance Tender Touch« ausgewählt haben. Der Titel beschreibt die große Entfernung – deep distance – zu den Anfängen der Opelvillen und auch zwischen manchen der ausgestellten Werke. Und zugleich verweist er auf die Beziehung der präsentierten Kunstwerke zueinander als einer zärtlichen Berührung – tender touch.

Mit der Opelvillen-Ausstellung »Deep Distance Tender Touch« wird die ehemalige Unternehmervilla des wohlhabenden Autofabrikanten Fritz Opel (1875–1938) in Augenschein genommen. Der Sohn des Gründers der Opelwerke Adam Opel und Namenspatron der Stiftung Opelvillen errichtete nach dem Kauf der Villa Wenske die zweite Villa (das heutige Ausstellungshaus) zwischen 1931 und 1932 und bewohnte die von ihm als »Schloss am Main« bezeichnete Gesamtanlage bis zu seinem Tod 1938. Den Grundrissen kann entnommen werden, dass das neu erbaute, repräsentative Villengebäude von Fritz Opel als »Herrenhaus« konzipiert war. Auf eine Halle folgen darin »Herrenzimmer«, »Bibliothek« und »Küche«. Im ersten Stock waren ein »Frühstückszimmer«, verschiedene »Schlafzimmer«, »Ankleidezimmer« und »Bäder« angelegt. Nach der Gründung der Kunst- und Kulturstiftung Opelvillen Rüsselsheim 2001 wurde die unter Denkmalschutz stehende Villenresidenz zum musealen Ausstellungshaus für moderne und zeitgenössische Kunst umgewidmet, wofür bauliche Ertüchtigungen notwendig waren. Mit dem thematischen Schwerpunkt »Von der Moderne zur Gegenwart« beleuchten die seit 2003 konzipierten Ausstellungen die Entwicklung internationaler Kunst vom Beginn des 20. Jahrhunderts bis heute.

»Deep Distance Tender Touch« reflektiert durch künstlerische Interventionen sowohl die ursprüngliche Nutzung der Rüsselsheimer Opelvillen als auch die Umwidmung zum Ausstellungshaus. Verschiedene Stellwände, die für den Ausstellungsbetrieb nach 2004 als Hängeflächen nötig waren, werden für »Deep Distance Tender Touch«, wo immer es möglich ist, entfernt, um das ursprüngliche Erscheinungsbild der Villa freizulegen. So werden wieder mehr Fenster zu sehen und Räume in ihrem Ursprung wahrnehmbar sein. Gleichzeitig werden die Flächen spannungsreich mit zeitgenössischer Kunst bespielt.

Die ursprüngliche architektonische Bestimmung der Räume in dem ehemaligen Wohnhaus – Bibliothek, Frühstückzimmer oder Ankleidezimmer – thematisch aufzugreifen und den Wohnalltag atmosphärisch erlebbar zu machen, war die Ausgangsidee der Ausstellung »Deep Distance Tender Touch«, zu der Künstlerinnen und Künstler für spezifische Installationen eingeladen und Kunstwerke gezielt ausgewählt wurden. Zugleich verselbständigen sich die Arbeiten der Künstlerinnen und Künstler als Ausstellung. Der Filzanzug, 1978, von Joseph Beuys wird beispielsweise auf dem Bügel an der Wand neben der Mantelskulptur Warlord, 1944–2010, von Jochem Hendricks in der ehemaligen Garderobe präsentiert. Der Weltempfänger, 2014, von Isa Genzken wird hingegen im Frühstückszimmer zu sehen sein und das Wandobjekt Cunt, 2018, von Hanne Lippard im Schlafzimmer.

Die Auseinandersetzung mit alltäglichen Materialien wie Textil oder Keramik spielt seit der Avantgarde in der bildenden Kunst eine große Rolle. Der Skulpturenbegriff wurde durch die Verwendung von Gebrauchsobjekten und teilweise ephemeren Materialien erweitert, was sich bis heute fortsetzt. So wird die ehemalige Nutzung der Räume von den ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern im Zusammenspiel und Kontrast mit ihren Arbeiten einem Gegenwartstest unterzogen und von teilweise zentralen Werken der Moderne kommentiert und atmosphärisch begleitet.

»Deep Distance Tender Touch« spinnt einen Zeitfaden vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart mit ausgewählten Werken von Arhun Aksakal, Thomas Bayrle, Joseph Beuys, Anna & B. J. Blume, Peter Dreher, Marcel Duchamp, Ceal Floyer, Isa Genzken, Jochem Hendricks, Lena Henke, Atiéna R. Kilfa, Gary Kuehn, Hanne Lippard, Charlotte Posenenske, Tobias Rehberger, Dieter Roth, Reiner Ruthenbeck, Elaine Sturtevant, Rosemarie Trockel, Franz West, Pae White und vielen mehr.

Die Schau ist Teil der Kooperation INTERIOR, zu der sich auf Initiative der Opelvillenleiterin Ausstellungshäuser und Museen im Rhein-Main-Gebiet zusammengeschlossen haben, die ebenfalls ursprünglich nicht für eine museale Nutzung gebaut wurden.

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Bildnachweise