Über 30 Wirtschaftsvertreterinnen und –vertreter waren gekommen, um an der Rüsselsheimer Wirtschaftsrunde teilzunehmen. Das Fokusthema lautete „‘Innovationshub Rüsselsheim‘: Start-Ups als Treiber für wirtschaftliches Wachstum und Wandel in Rüsselsheim: Chancen und Herausforderungen“. Oberbürgermeister Patrick Burghardt erklärte: „Ich möchte Institutionen aus Rüsselsheim und Hessen zusammenbringen und jungen Start-Ups, Raum für neue Ideen geben. Denn neue Technologien, Geschäftsmodelle und Initiativen schaffen Arbeitsplätze und lebenswerte Städte. Zudem leisten Start-Ups einen wichtigen Beitrag zu Transformationsprozessen. Sie haben dadurch eine hohe Relevanz für Rüsselsheim, um den Standort zukunftsfähig aufzustellen.“
Bei der Veranstaltung wurde der Wirtschaftsstandort als Innovationsökosystem betrachtet. Ausgangslage für diese Betrachtung ist die bevorstehende Konversion der ehemaligen Opelflächen. „Sie bietet für junge, dynamische Starts-Ups mit Wachstumspotential Gestaltungsmöglichkeiten. Im Gegenzug können Start-Ups auch Nährboden für eine lebendige Kunst- und Kreativwirtschaft sein“, machte Burghardt im Verlauf der Veranstaltung deutlich. Er hob hervor, dass es mit der Hochschule RheinMain einen Player am Standort gebe, der Start-Ups institutionell fördern könne und mit einem technischen Schwerpunkt am Campus Rüsselsheim ideale Bedingungen aufweise.
Claudia C. Gotz, Leiterin der Stabstelle Wirtschaftsförderung und Stadtentwicklung, ergänzte: „Unser Alleinstellungsmerkmal sind einzigartige Gebäude mit historischem Industriecharme, ergänzt durch enorme Flächenpotenziale mit Skalierungspotential für Entwicklung, Forschung und Produktion. Bundesweit sind über 20 Prozent der Start-Ups im Bereich Technologieentwicklung und -produktion tätig und spielen eine wichtige Rolle beim Technologietransfer. Sie verzahnen Wissenschaft und Wirtschaft. Das passt zu uns und der Hochschule, die als Keimzelle ebenfalls enormes Potential hat.“
Impulse mit unterschiedlichen Sichtweisen darauf, was ein gutes Ökosystem für Start-Ups ausmacht, gab es zunächst von Dominik Hofmann, Geschäftsführender Gesellschafter des Heimathafens Wiesbaden. Hofmann gilt als Koryphäe im Aufbau von innovativen Ökosystemen und berichtete über die Erfolgsgeschichte des Heimathafens als Innovationshub. Er sagte: „In erfolgreichen Ökosystemen weltweit ‚füttert‘ die Stadt diese Entwicklung, versteht sich also als ‚Feeder‘: Sie nimmt Bedürfnisse auf, koordiniert, vermittelt. Die Startup-Szene selbst bleibt allerdings der ‚Leader‘ der Bewegung, setzt also Themen, prägt Tonalität, Inhalte und die Event-Formate - denn das kann die Szene selbst besser, also Start-Ups, Investoren oder verdiente Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihrer Stadt etwas zurückgeben möchten.“
Matthias Helfrich, Geschäftsführer der MGH Beratungs- und Beteiligungs-GmbH und Business Angel des Jahres 2021, beleuchtete die Seite der Finanzierung. Business Angels fördern Start-Ups im gesamten Prozess, sowohl finanziell als auch mit dem erforderlichen Know How bei der Entwicklung des Geschäftsmodells. Er unterstrich: „Attraktive Start-Ups bedeuten Mittelzufluss von Investoren, Arbeitsplätze der Zukunft und bei erfolgreichem Wachstum auch Steuereinnahmen.“
Wladimir Barskyi und Illya Kaufmann, prämierte Gründer und Geschäftsführer der Archigas GmbH, führten aus, wie ihr Weg von der Hochschule zu einem erfolgreichen, innovativen Unternehmen gelungen ist. Sie berichteten über ihre Sensortechnologie „zum Anfassen“ und über die Standortvorteile von Rüsselsheim.
Burghardt bilanzierte abschließend: „Die Wirtschaftsrunde hat gezeigt, wie wichtig ein innovatives Ökosystem und die Förderung von Start-Ups für den Wirtschaftsstandort insgesamt sind. Sie wirken als Multiplikator für den Standort. Daher wird die Stadt das Thema weiter voranbringen.“ Die nächste Rüsselsheimer Wirtschaftsrunde findet im September statt. In dieser wird der Blick auf den Hotelmarkt und Tourismus als Motor für eine nachhaltige Innenstadt gerichtet.