Bitte erzählen Sie kurz etwas über sich:
Sanaa Arrouj: Mein Name ist Sanaa Arrouj, ich bin 22 Jahre alt.
Halima Kounaine: Mein Name ist Halima Kounaine, ich bin 30 Jahre alt. Ich bin dreifache Mama. Mein ältestes Kind ist auf der weiterführenden Schule, eines in der Grundschule, und meine Jüngste ist im Kindergarten.
Wie sind Sie zur Berufswahl Erzieher*in gekommen?
Sanaa Arrouj: Das war ein Prozess. Ich habe vier deutlich ältere Geschwister, die schon ausgezogen waren, als ich acht Jahre alt war. Als Kind fühlte ich mich dann plötzlich ein bisschen wie ein Einzelkind und ich entwickelte den Wunsch, ein kleines Geschwisterchen zu bekommen. Der Wunsch blieb über Jahre bestehen. Als meine Schwester ein Kind bekam, verbrachte ich viel Zeit mit meiner Nichte, begleitete ihre Entwicklung und bemerkte, wie viel Freude mir diese Arbeit macht. So entstand mein Wunsch, mit Kindern zu arbeiten. Ich habe sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht und erst zwei Jahre die Sozialassistenz, und danach die Ausbildung zur Erzieherin gemacht.
Halima Kounaine: Bei mir war es anders. Ich habe zunächst als Tagesmutter gearbeitet, doch als meine eigenen Kinder dazukamen war es schwer, die Rolle der Mutter und Tagesmutter zu trennen. Mein Mann brachte mich auf die Idee, die Ausbildung zur Erzieherin zu machen. So konnte ich mit Kindern arbeiten, aber außerhalb des eigenen Haushalts. Ich habe mich informiert und festgestellt, dass es genau das Richtige für mich ist.
Haben Sie sich bewusst für die Stadt Rüsselsheim entschieden?
Sanaa Arrouj: Während meiner insgesamt fünfjährigen Ausbildung habe ich viele Einrichtungen kennengelernt – städtische, private und Elterninitiativen. Als ich mich für mein Anerkennungsjahr bewarb, war mein erstes Bewerbungsgespräch bei einer privaten Einrichtung. Nach dem Bewerbungsgespräch hatte ich aber ein komisches Gefühl. Bei der Stadt Rüsselsheim war es anders und ich ging mit einem guten Gefühl aus dem Bewerbungsgespräch. Ich wusste, dass die Entscheidung für die Stadt eine gute Entscheidung war, und das hat sich dann auch tatsächlich so herausgestellt.
Halima Kounaine: Ich bin in Frankfurt zur Berufsschule gegangen, aber alle meine Praktika habe ich in Rüsselsheim gemacht, obwohl ich mich auch in anderen Städten beworben habe. Aber dort passte immer irgendetwas nicht. Rüsselsheim wurde für mich zu einem sicheren Hafen. Hier kenne ich mich aus. In meiner jetzigen Einrichtung habe ich mein Anerkennungsjahr gemacht und wurde dann übernommen. Man kann daher schon sagen, dass es eine bewusste Entscheidung für die Stadt war.
Was hat Ihnen während der Ausbildung am besten gefallen? Gab es eine besondere Erfahrung?
Sanaa Arrouj: Nach der Realschule in die Sozialassistenz zu starten, war anfangs anstrengend, da es quasi direkt mit Schule weiterging. Doch ich merkte schnell, dass es etwas Anderes war: Hier lernte ich Fächer, die mich wirklich interessierten und ich habe gemerkt, dass Lernen wirklich etwas bringt, wenn man dabei Spaß hat und das Interesse und die Motivation von einem selbst kommen. Besonders toll war mein Anerkennungsjahr in der Kita im Apfelgarten. Vorher hatte ich in anderen Teams auch nicht so gute Erfahrungen gemacht, aber hier erlebte ich, wie bereichernd ein gut funktionierendes Team sein kann. Das hat mich offener gemacht und in meiner Entwicklung sehr gestärkt.
Halima Kounaine: Ein besonderer Moment war meine Arbeit mit einem Integrationskind während meines Anerkennungsjahrs. Ich hatte vorher nur indirekte Kontakte zu Integrationskindern. Für meine Facharbeit habe ich mich dann für ein Integrationskind entschieden, über das ich schreiben kann. Dabei konnte ich sehr viel lernen, hatte eine gute Beziehung zu dem Kind und seiner Mutter und konnte auch das Team in die Arbeit mit dem Kind einbeziehen. Diese Erfahrung war für mich persönlich und beruflich bereichernd. Die bedingungslose Liebe und Offenheit, die wir von diesem Kind geschenkt bekommen haben, hat mich wirklich glücklich gemacht.
Wie gefällt Ihnen die Arbeit in Ihrer Kita? Woher kommt Ihre Motivation für den Beruf?
Sanaa Arrouj: In erster Linie sind es die Kinder. Wegen ihnen habe ich den Beruf ausgewählt. Es ist eine riesige Bereicherung, ihre Entwicklung zu begleiten und ihre Erfolgserlebnisse mitzuerleben. Außerdem motiviert mich mein Team in der Kita im Apfelgarten. Nach schlechten Erfahrungen dachte ich, alle Teams seien schwierig – hier wurde ich eines Besseren belehrt. Die Wertschätzung, die ich hier erfahre, motiviert mich jeden Tag.
Halima Kounaine: Natürlich sind es vor allem die Kinder. Aber auch mein Team in der Kita Ahornallee ist eine Motivation. Wir sind ein harmonisches Team mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, die offen über Stärken und Schwächen sprechen. Das erleichtert die Zusammenarbeit enorm und es ist schön zu wissen, dass man offen sprechen kann, sich gegenseitig unterstützt und sich jeden Tag auf Augenhöhe begegnen kann. Schon während meiner Praktika habe ich sofort gemerkt, dass ich aufgenommen wurde und ein Teil des Teams war. Das war sehr schön.
Was würden Sie Interessierten raten, wieso sie sich für eine Ausbildung als Erzieher*in entscheiden sollten?
Sanaa Arrouj: Man sollte den Beruf wählen, wenn man echte Freude daran hat, Kinder zu begleiten und die Motivation von einem selbst kommt. Kinder merken sofort, ob man authentisch ist und auf Augenhöhe mit einem Kind spricht, oder ob man ihm nur etwas vorspielt. Es ist wichtig, empathisch zu sein und die Kinder ernst zu nehmen. Wenn man das mitbringt und das aus ganzem Herzen macht, ohne sich dabei verstellen zu müssen, dann ist es auf jeden Fall der richtige Beruf, und dann wird auch der Weg dorthin während der Ausbildung Spaß machen.
Halima Kounaine: Ich würde auch sagen, dass man diesen Beruf ergreifen sollte, wenn das Interesse da ist. Der Beruf ist sehr abwechslungsreich: Man kann in Krippen, Kindergärten oder Ganztagsbetreuungen arbeiten, viele Facetten ausprobieren und schauen, was zu einem passt. Man kann die Entwicklung der Kinder begleiten, hat eine Beziehung zu den Eltern und erfährt mehr über die Familien und kann auch da unterstützen. Wer gerne mit Kindern arbeitet, wird hier jeden Tag etwas Neues erleben. Es macht wirklich Spaß.
Was schätzen Sie an Rüsselsheim als Arbeitsort?
Sanaa Arrouj: Ich fühle mich bei der Stadt Rüsselsheim sehr sicher. Man hat hier auch viele Möglichkeiten sich weiterzuentwickeln und sich fortzubilden. Auch insgesamt unterstützt einen die Stadt. Wenn etwas ist, kann man jederzeit anrufen und findet die Person, die einem bei dem Bedürfnis, das man in dem Moment hat, weiterhelfen kann. Der Austausch zwischen den städtischen Kitas und mit der Fachberatung der Stadt ist sehr rege, und das ist ein weiterer großer Vorteil.
Halima Kounaine: Ich schätze die multikulturelle Vielfalt in der Stadt und in den Kitas. Wir bekommen jeden Tag sehr unterschiedliche Kinder aus sehr unterschiedlichen Familien. Es ist wichtig, diese Kinder alle zusammenzubringen und sie trotzdem alle als Individuen zu sehen. Wir feiern unterschiedliche Feste wie Weihnachten und das Zuckerfest, und es gibt Bücher in verschiedenen Sprachen. Die Stadt unterstützt uns dabei, jedes Kind individuell zu sehen und dennoch ein Gemeinschaftsgefühl zu schaffen.
Wie geht es nach der Ausbildung weiter?
Sanaa Arrouj: Ich freue mich, in der Kita im Apfelgarten übernommen worden zu sein. Ich merke jeden Tag wie toll es ist, dass ich jetzt Bezugskinder habe und quasi von der Eingewöhnung bis zum sechsten Lebensjahr die Kinder begleiten und unterstützen werde. Ich bin mit meinem Team total zufrieden und freue mich einfach sehr auf den neuen Abschnitt in meinem Leben, der jetzt als ausgebildete Erzieherin begonnen hat.
Halima Kounaine: Ich bin froh, jetzt als feste Erzieherin zu arbeiten und vielfältige Aufgaben wie Elterngespräche oder Eingewöhnungen zu übernehmen. Ich möchte jetzt vor allem Erfahrungen sammeln und mich weiterentwickeln. Durch die Fortbildungen, die die Stadt immer wieder anbietet, habe ich weiterhin viele Möglichkeiten, auch nach der Ausbildung noch neue Dinge zu lernen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Halima Kounaine: Ich wünsche mir mehr Wertschätzung für diesen Beruf. Es sind fünf Jahre Ausbildung, fast die gleiche Ausbildungszeit wie ein Studium, und die sind nicht einfach. Es gibt leider noch viele Menschen, die denken, dass Erzieher*innen nur auf die Kinder aufpassen. Wir leisten aber nicht nur die Betreuung, sondern sind auch ein Teil der Bildung der Kinder vom frühen Alter an. Es wird oft unterschätzt, wie herausfordernd dieser Beruf auch sein kann.
Sanaa Arrouj: Ja, das habe ich auch oft erlebt. Wenn man neue Menschen kennenlernt und gefragt wird, als was man arbeitet, dann kommt oft, dass man ja nur mit den Kindern spielt und Kaffee trinkt. Das sind einfach Vorurteile, mit denen wir uns schwertun, denn es entspricht nicht der Realität. Es muss den Menschen bewusstwerden, dass wir in einem sehr anspruchsvollen Beruf arbeiten, der wertgeschätzt und anerkannt werden sollte. Das würde ich mir wünschen.