„Wir dürfen die schrecklichen Lynchmorde niemals vergessen. An sie zu erinnern, ist unsere Pflicht. Auch die künftigen Generationen müssen diese Geschichte kennen und einordnen“, appellierte Oberbürgermeister Patrick bei der Begrüßung der Gäste im Rathaus. Auch Bürgermeister Dennis Grieser wies in seiner Rede auf die große Bedeutung des Erinnerns hin: „Gerade in Anbetracht der gegenwärtigen politischen Lage ist es von großer Bedeutung, sich der Vergangenheit zu erinnern und aus ihr zu lernen.“
Am 26. August 1944 hatte ein Mob bestehend aus Menschen aus Rüsselsheim acht amerikanische Kriegsgefangene, die als Kriegsgefangene durch die Stadt eskortiert wurden, verfolgt, misshandelt und sechs der acht Flieger ermordet. Nach der Lynchtat setzte in der Stadt eine lange Phase des Schweigens ein, die erst Ende der 1980er Jahre wieder aufgebrochen wurde. 2004 wurde das Mahnmal in der Grabenstraße unter Beteiligung des Überlebenden Sidney Eugene Brown eingeweiht.
Zum 80. Jahrestag warf die stellvertretende Leiterin des Rüsselsheimer Museums Cornelia Röhlke bei der Gedenkfeier im Rahmen eines historischen Vortrages noch einmal ein Blick auf die damalige Zeit. Danach wurde erstmals der von der Stadt beauftragte Film „Schatten der Vergangenheit“ des Dokumentarfilmers Thomas Frickel, dessen Fokus ebenfalls auf dem erinnerungskulturellen Umgang der Stadtgesellschaft mit den Ereignissen seit Kriegsende liegt, gezeigt. „Der Film wird den Rüsselsheimer Schulen zur Verfügung stehen. Ziel ist es, Schulkindern und Jugendlichen einen niederschwelligen Einstieg in den Themenkomplex zu bieten und durch den Blick zurück wichtige Impulse für die Zukunft zu setzen“, erläuterte Bürgermeister Grieser.
Im Anschluss an die Gedenkfeier brachen alle Beteiligten gemeinsam zum Mahnmal in der Grabenstraße auf, wo die Verantwortlichen der Stadt einen Kranz niederlegten.