Vorgeschlagen von ...
Helene Pflug (2001):
„Als ich vorige Woche den Bericht ‚eine Stadt sucht ihre Vorbilder‘ in der Tageszeitung las, blieb mir die Erinnerung haften, dass für mich und Familie der spätere Landrat Alfred Schmidt ein wahrhaft leuchtendes Vorbild war! Kurze Begründung: Mein Ehemann Otto Pflug (verstorben 1991) wurde mit 18 ½ Jahren in Russland schwer verletzt (u.a. Hirnverletzung 80%, Beinamputation und vieles, vieles mehr. Kurz vor Kriegsende kam er wieder nach Rüsselsheim, noch keine 20 Jahre, mit grauen Schläfen zurück. Dann kam der Rüsselsheimer Bombenangriff. Otto lag auf der Straße - die Leute rannten kopflos Richtung Festung, es galt ja nur eines: das bissel Leben retten. Dann
kam Alfred Schmidt – ein kleiner Mann. Er hob Otto auf, hievte ihn aufs Rad und schob ihn vor die Festungstür. Keiner wollte mehr öffnen, denn drinnen war man in Sicherheit und draußen war ja die Hölle. Der kleine Alfred Schmidt schrie: „Wenn ihr nicht öffnet, dann zeige ich euch an, ich habe einen schwerverletzten Soldat – und die Festungstür öffnete sich.
Mein Ehemann sagte zu mir: ‚Die Russlandzeit war grauenhaft, jedoch ich fühlte mich nicht so alleine, ich hatte ja wenigstens eine Panzerfaust! Jedoch in der Heimatstadt liegen, nicht laufen können, wahnsinnige Schmerzen haben, und vom Himmel fielen die Bomben, Granatsplitter, Brandbomben und Minen – ein grauenhaftes unbeschreibliches
Gefühl!
Ja und dann kam der kleine, große Alfred Schmidt und sagte: ‚Junge, lass die nur alle rennen – wir werden es auch noch schaffen!‘
Mein Mann sagte zu mir: ‚dies vergesse ich nicht und wenn ich 100 Jahre alt werde.‘ Auch als wir uns den Titanic-Film anschauten! Frauen und Kinder wurden ins Wasser geworfen – nur um sich selbst zu retten, sie hatten ja nur ein Leben!
Der spätere Landrat Alfred Schmidt, ein wahrhaft leuchtendes Vorbild. Kommentar überflüssig.“