Berlin ist mehr als nur die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. In einem Bildungsurlaub des Jugendbildungswerkes der Stadt Rüsselsheim am Main und des Kreises Offenbach konnten sechzehn junge Menschen vom 24. bis zum 29. März die verschiedenen Facetten der Stadt gemeinsam erkunden. Unter dem Titel „Alle Gleich?“ wurde Berlin als Erfahrungsort verschiedener Formen der Gleichheit und Ungleichheit im Laufe der Geschichte beleuchtet und die Spuren gesucht, die diese Ungleichheiten noch heute hinterlassen.
Die Teilnehmenden im Alter zwischen 19 und 27 Jahren nahmen die Hauptstadt bei Stadtführungen und in Ausstellungen unter die Lupe. Besonders gut kam die „Dekoloniale Stadtführung“ bei den jungen Menschen an, die zeigte, wie die deutsche Kolonialvergangenheit auch heute noch sichtbar ist, beispielsweise in Straßenzügen oder Wohngegenden, und wie zurzeit langsam ein neues Bewusstsein für die Aufarbeitung erwacht. Vertieft wurden die Eindrücke im Humboldt-Forum bei einer Führung und einem anschließenden Workshop.
Zu Fuß und mit dem Rad ging es zu weiteren Orten der Stadt, an denen die Teilnehmenden die Auswirkungen der Gentrifizierung in verschiedenen Kiezen nachvollziehen konnten. Der Stadtführer zeichnete unter anderem die Entwicklung des Prenzlauer Bergs vom dicht bebauten Wohnviertel der kulturellen Szene und der Querköpfe in der DDR zum Szeneviertel und später zum Luxusviertel der Stadt nach.
Durch das Gespräch mit einem Zeitzeugen aus der ehemaligen DDR im Stasimuseum Normannenstraße und einen Besuch im DDR-Museum in der Kulturbrauerei konnten die Teilnehmenden auch das Leben in der ehemaligen DDR reflektieren. Wie gleich waren die Menschen in einem System, das sich den Abbau aller Ungleichheiten auf die Fahne geschrieben hatte und wie ging die DDR mit Menschen um, die eine andere politische Meinung hatten?
Berlin ist untrennbar mit dem Bundestag verbunden, sodass auch hier ein Besuch auf dem Programm stand. Einen Blick hinter die Kulissen ermöglichte die Einladung der Bundestagsabgeordneten Melanie Wegling (SPD) aus dem Kreis Groß-Gerau. Ihr Team beantwortete im einstündigen persönlichen Gespräch die vielfältigen Fragen der interessierten Gruppe.
Zum Abschluss diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam, welche Berührungspunkte sie in ihrem beruflichen und privaten Alltag mit verschiedenen Formen der Ungleichheit haben und wie sie diesen begegnen können. Durch den Erfahrungsaustausch und die vielen Eindrücke wird die Woche in Berlin den Teilnehmenden sicher in Erinnerung bleiben.