Im Jahr 1929 wechselte der damals 23-Jährige in ein Beschäftigungsverhältnis mit der Firma Opel in Rüsselsheim, wo er jedoch nur kurzfristig angestellt wurde. Es folgten einige Jahre, in welchen Rietig zeitweise arbeitslos war. Während dieser Zeit engagierte er sich bei den „Naturfreunden“, einer der SPD nahestehenden Organisation. 1930 heiratete Walter Rietig Margarethe Werkmann, welche später Sohn Gerhard zur Welt brachte. Ab 1934 wurde der Spengler bei Opel fest angestellt.
Rietig, der keinen Hehl aus seiner Kritik am nationalsozialistischen Regime gemacht hatte, wurde 1942 von Arbeitskollegen denunziert und von der Gestapo aus Darmstadt festgenommen und verhört. Unter dem Druck der anwesenden Beamten unterschrieb Rietig ein Schuldgeständnis, welches sein kommunistisches und damit regierungsfeindliches Handeln darlegen sollte. Obwohl Walter dieses Geständnis später dementierte und angab, dasselbe nur unter Zwang unterschrieben zu haben, erteilte ihm der zuständige Richter am 26. Oktober 1942 keine Strafmilderung, sondern verhängte die Todesstrafe wegen „landesverräterischer Feindbegünstigung sowie Vorbereitung zum Hochverrat“. Alle Versuche, die drohende Todesstrafe abzuwenden, misslangen. Ein überlieferter Brief der Gestapostelle Darmstadt zeigt, welches Motiv eigentlich mit der Verhaftung Rietigs verfolgt wurde: Die Abschreckung von Arbeitern, die das Regime ebenfalls kritisch hinterfragten.
Am 22. Dezember 1942 wurde Walter Rietig hingerichtet. Auf Verordnung des Reichsjustizministers wurde die Vollstreckung des Strafmaßes lediglich in der Firma Opel bekanntgegeben, eine zusätzliche Abschreckungsmaßnahme für ähnlich regimekritisch denkende Kollegen.