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Pressemitteilung

Interview: Mamon Sediqi - "Rüsselsheim ist inzwischen wie eine Heimat für mich geworden"

Mamon Sediqi vor dem Leinreiter-Denkmal am Mainufer
Mamon Sediqi vor dem Leinreiter-Denkmal am Mainufer

Mamon Sediqi ist 21 Jahre alt und absolviert aktuell eine Ausbildung in Dreieich. Vor über acht Jahren ist er als Jugendlicher aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet und lebt seitdem in Rüsselsheim am Main. Wir haben mit Mamon Sediqi über seine Erfahrungen als unbegleiteter Minderjähriger, seine Ausbildung und seinen Alltag gesprochen.

Herr Sediqi, bitte stellen Sie sich kurz vor. Wer sind Sie und woher kommen Sie?
Mein Name ist Mamon Sediqi, ich bin 21 Jahre alt und werde im kommenden Mai 22 Jahre. Ursprünglich komme ich aus Kapisa, einer Provinz nordöstlich von Kabul in Afghanistan. Ende 2015 bin ich von dort nach Deutschland geflüchtet. Als ich hier ankam, war ich gerade 14 Jahre alt.

Was war der Grund für Ihre Flucht und sind noch andere Mitglieder Ihrer Familie geflüchtet?
Es waren vor allem Sicherheitsgründe. Die Situation in Kapisa wurde immer gefährlicher, gerade für junge Menschen. Im Grunde gab es zwei Möglichkeiten: entweder man schließt sich den Taliban an, oder man flüchtet. Mein Vater war Tierarzt, und so hatten wir das nötige Geld für meine Flucht. Die Flucht selbst hat über anderthalb Monate gedauert. Leider konnte ich nicht gemeinsam mit meiner Familie fliehen. Ich habe noch einen Bruder, der jetzt in Kelsterbach lebt. Mein Vater ist gestorben, nachdem ich hier angekommen bin, und ich konnte ihn leider nicht noch einmal sehen.

Wie war das Leben nach Ihrer Ankunft in Rüsselsheim und wie war Ihr erster Eindruck?
Die erste Zeit war schwer für mich. Ich war in einem fremden Land mit einer Sprache, die ich nicht kenne. Das Leben mit meiner Familie hat mir sehr gefehlt. Ich war es nicht gewohnt, allein zu sein oder irgendwo allein hin zu gehen. Das Jugendamt in Rüsselsheim hat mich dann in eine Wohngruppe geschickt. Es hat etwas gedauert, bis ich mich eingewöhnt habe. Aber die Stadt Rüsselsheim hat sich darum bemüht, dass ich mich eingewöhnen und erste Kontakte knüpfen konnte, das war super.

Wie ging es dann weiter?
Ich habe für sechs Monate eine Sprachklasse besucht und bin danach in die siebte Klasse gekommen. Bis zur zehnten Klasse war ich in der Schule und habe dann eine Ausbildung als Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik begonnen.

Was hat Ihnen besonders geholfen sich in Rüsselsheim zurecht zu finden?
Die ersten drei Monate hatte ich keine Schule und keine Kontakte außerhalb meiner Wohngruppe. Als ich dann in die Schule und in die Sprachklasse konnte, habe ich mehr Menschen kennenlernen können. Da habe ich auch angefangen Fußball, zu spielen. Das hat mir sehr geholfen. Beim Fußball waren Leute aus unterschiedlichen Ländern, und ich habe viele Menschen kennengelernt.

Spielen Sie heute noch Fußball?
Ja, freitags spiele ich oft mit Arbeitskollegen. Damals habe ich aber für drei bis vier Jahre direkt im Verein gespielt.

Wie geht es Ihnen heute?
Es geht mir wirklich sehr gut. Man macht vieles falsch aber auch vieles richtig. Ich habe mit Schule und Ausbildung ein paar Sachen richtig gemacht, denke ich. Ich bin sehr zufrieden, dass ich jetzt im dritten Lehrjahr bin und meine Ausbildung demnächst abschließen kann.

Sie machen jetzt eine Ausbildung zum Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik, wie ist es dazu gekommen?
Ich habe in der Schule ein zweiwöchiges Praktikum im Bereich Kälte- und Klimatechnik gemacht, und das hat mir Spaß gemacht. Nach der Schule habe ich direkt mit der Ausbildung angefangen. Die erste Firma bei der ich war, hat sich leider nach einem Jahr aufgelöst, und dann bin ich nach Dreieich gegangen, um meine Ausbildung fortzusetzen. Dort bin ich noch heute und bin sehr zufrieden mit der Firma. Mir wurde ein Firmenauto zur Verfügung gestellt, damit ich zur Arbeit, nach Hause und auch zur Berufsschule in Gelnhausen fahren kann. Vorher musste ich mit Bahn fahren und habe pro Strecke ungefähr zwei Stunden gebraucht. Wenn es da eine Verspätung gab, war ich eine Stunde später in der Schule, daher bin ich sehr froh, dass ich jetzt mit dem Firmenauto fahren kann.

Was haben Sie nach Ihrer Ausbildung vor?
Ich möchte dann erstmal ein paar Jahre als Mechatroniker arbeiten, und dann entscheiden, ob ich den Meister machen möchte. Ich werde auf jeden Fall in diesem Bereich weiterarbeiten.

Was sind Ihre Hobbies neben der Arbeit?
Ich spiele gern Fußball, gehe mit Freunden raus oder zocke etwas. Aber momentan habe ich da nicht so viel Zeit für.

Sie wohnen noch in Rüsselsheim?
Ja, ich wohne aktuell noch in einer von Impuls betreuten Wohnung, bin jedoch auf der Suche nach einer eigenen Wohnung. Die Wohnungssuche gestaltet sich allerdings wirklich schwer.

Gibt es etwas, was Ihnen an der Stadt besonders gefällt?
Rüsselsheim ist eine multikulturelle Stadt. Deutsche und Ausländer kommen hier sehr gut miteinander klar, und das finde ich super. Die Stadt ist immer sehr freundlich zu mir gewesen. Rüsselsheim ist inzwischen wie eine Heimat für mich geworden. Immer wenn ich irgendwo anders bin und wieder zurückkomme, fühle ich mich, als wenn ich wieder zu Hause bin. 

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